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Psychotherapie
 
Psychodrama mit Kindern

Das Symbolspiel als kreativer Prozess der Lebensbewältigung

Psychodrama-Einzeltherapie mit Kindern

 


Psychodrama mit Kindern
 
Kinder handeln von Geburt an inter-aktiv und gestalten so ihren eigenen Lern- und Entwicklungsprozess mit. J.L. Morenos Bild vom Menschen als "Schöpfer" gilt bereits für das Neugeborene, wie die Säuglingsforschung zeigt. Kinder haben im Rollen-Symbol-Spiel ihre eigenen Formen der Daseins- und der Konfliktbewältigung.

In der psychodramatischen Gruppen- und Einzelarbeit entsteht im gemeinsamen symbolischen Rollenspiel ein Handlungsfeld, in dem sich die Selbstorganisation der Kinder und der Gruppe entfalten kann. Im Prozess des gemeinsam entworfenen und inszenierten Spiels wird Sozial-verhalten ausgehandelt, werden Konflikte symbolisch bearbeitet, Handlungskonsequenzen erlebt, spontane Impulse erprobt und gemeinsam kreative Lösungen entwickelt.

 
Das Symbolspiel als kreativer Prozess der Lebensbewältigung

Das Spiel der Kinder kann entwicklungspsychologisch als Zentrum ihrer kulturellen Tätigkeit gesehen werden: "Das Üben motorischer Fähigkeiten, die Anforderungen, die das Spielen an die Sinne, an die Problemlösefähigkeit und die Kreativität sowie an Kooperation und den Ausdruck von Emotionen stellt, sind für das Aufwachsen der Kinder von grosser Bedeutung". Und: "Im symbolischen Spiel äussert sich ... diese systematische Assimilation in einer besonderen Ausnutzung der semiotischen Funktion, die nach freiem Ermessen Symbole schafft, um all das auszudrücken, was in der gelebten Erfahrung nicht allein durch die Mittel der Sprache formuliert und assimiliert werden kann." (J.Piaget, Nachahmung, Spiel und Traum, 1969) Das Kinderspiel nimmt eine Anpassung und Veränderung der Wirklichkeit an die subjektiven Sichtweisen und Bedürfnisse des kindlichen Ich vor. Anders als im realen Leben des Kindes, indem es sich in der Regel den Bedingungen der Welt mehr oder weniger unterwerfen muss, kann es im Symbolspiel die Welt so verändern, dass sie seinen eigenen Bedürfnissen entspricht. Das Kinderspiel übernimmt Aufgaben der Lebensbewältigung zu einem Zeitpunkt, da andere Techniken und Möglichkeiten dem Kind noch nicht zur Verfügung stehen. Dies geschieht auf dreierlei Weise: als Nachgestaltung, als Umgestaltung und als vollständiges Verlassen der Alltagsrealität.

Das kindliche Spiel ist nicht nur kreativ verfremdete Inszenierung eines Konfliktes oder einer Erfahrung, sondern auch aktive Umsetzung und Bearbeitung von Erfahrungen, d.h. Bewältigungsarbeit. "Im Spiel ... werden die unzweideutigsten Konflikte derart verarbeitet, dass das Ich Revanche nimmt, sei es durch Unterdrückung des Problems, sei es, dass eine annehmbare Lösung gefunden wird." (Piaget, Nachahmung, Spiel und Traum, 1969.) Kinder gehen im Spiel nicht in das Leiden, das für sie im Konflikt liegen würde. Das Spiel von Kindern hat nicht die primäre Intention der Rekonstruktion von Lebensrealität, sondern deren Deformation bzw. deren Neukonstruktion im Dienste der kindlichen Wünsche und Bedürfnisse.

Das Kind erlebt sich im Spiel als schöpferischer Konstrukteur oder Mitschöpfer seiner eigenen Lebenswelt. "Jedes spielende Kind benimmt sich wie ein Dichter, indem es sich eine eigene Welt erschafft oder, richtiger gesagt, die Dinge seiner Welt in eine neue, ihm gefällige Ordnung versetzt" (S. Freud, Der Dichter und das Phantasieren, 1907). "Im Symbolspiel entdeckt das Kind die schöpferische Dimension und verweist die konkrete Existenz in ihre wahren Schranken, eine Welt unter möglichen Welten zu sein. Es gewinnt darin gegenüber seinem eigenen Leben die Perspektive des schöpferisch Tätigen" (J.L. Moreno, Psychodrama Bd. 1, 1946). Im Symbolspiel der Kinder manifestiert sich die kindliche Kreativität in ihrer spezifischen Weise.

 
Psychodrama-Einzeltherapie mit Kindern

(A.Aichinger. W.Holl. Kinder-Pychodrama in der Familien- und Einzeltherapie, im Kindergarten und in der Schule. 2002 Matthias-Grünewald-Verlag. Mainz)

Belastende Erlebnisse und negativ bewertete Persönlichkeitsanteile werden von Kindern in der Regel abgespalten, geleugnet oder projiziert, während sie sich selbst, um die Abwehr des Verdrängten aufrecht halten zu können, mit ihren Grössenphantasien identifizieren. Kinder lehnen daher ein bewusstes Erinnern und Durcharbeiten meistens ab und reagieren mit Widerstand.

Es ist damit auch in der Einzeltherapie sinnvoll, den unbewussten Rollentausch der Kinder ebenso wie in der Gruppentherapie anzunehmen und sich auf dem Wege der Übertragung Rollen zuweisen zu lassen, die die Kinder für die Inszenierung ihrer inter- und intrapsychischen Problematik benötigen. In den übertragenen Rollen kann der/die Therapeut/in in der Gegenübertragung erleben und verstehen, was in ihnen vorgeht.

Da die Abwehrsysteme der Kinder noch nicht so rigide sind wie bei Erwachsenen, kann das Verdrängte leichter in symbolischer Form in die Gestaltung des kindlichen Spieles einfliessen. Aufgabe des/der Therapeuten/in ist es daher, das symbolische Geschehen zu erschliessen und sich selbst und andere Figuren und Materialien als Antagonisten zur projektiven Besetzung anzubieten. Ziel der Inszenierung ist es, über die "Objektivierung" der abgewehrten Erlebnisse und Persönlichkeitsaspekte deren Differenzierung und Ich-Integration zu erreichen. Dieser Prozess kann ebenso wie in der Gruppentherapie durch verbale oder agierte Interventionen und Deutungen (s.o. Therapietechniken und Interventionen) intensiviert werden.

Es sind alle Formen und Materialien des kindlichen Spieles und Betätigens, aus denen sich ein symbolisches Spiel entwickeln lässt, für ein Psychodrama in der Einzeltherapie möglich. Dabei sind alle Figuren ob aus dem Puppentheater, dem Legoland, dem Bauernhof, dem Kuscheltiersortiment oder dem Phantasieland, aber auch von Brettspielen denkbar. Günstig ist es, für die Figuren eine Bühne / Spielfeld herzustellen, die ähnlich dem "Einrichten der Szene" in der Gruppentherapie zur Entstehung einer Spiellandschaft und Geschichte einlädt. Dies kann im Sandkasten im Freien oder im Sandkasten (nach Kalff) sein. Es kann auf dem Tisch, dem Boden, auf Polstern sein, die wir mit Steinen, Bauklötzen, Tüchern, Kissen und anderen Materialien zur Spiellandschaft ausstatten. Es empfiehlt sich, eine klare Begrenzung der Spiellandschaft festzulegen und die Spielrealität, die diese Landschaft entwickelt, zu beschreiben und im Spiel anzumahnen.

Jede Figur und jedes Material gestaltet aus ihrer Eigenart das Spiel des Kindes mit und schafft unterschiedliche Aktivitätsniveaus und Anforderungen an Kind und Therapeutin. Welches Material für ein Kind möglich und richtig ist, hängt von seinem Entwicklungsstand und der Psychodynamik ab.

Neben dem Figurenspiel ist das Rollenspiel in der Einzeltherapie die intensivste Methode, da es Körper, Gefühle und Gedanken gesamthaft anspricht. Hier brauchen wir jedoch ähnlich dem Gruppenspiel einen grossen Raum, in dem viele Schauplätze entstehen und eingerichtet werden können. Die Materialien sind dabei die Gleichen wie in der Gruppentherapie, Polster, Tücher, Hüte, Seile und evtl. Baufixteile. Die körperliche Aktivität ist im Rollenspiel um ein vielfaches grösser, da wir mit Leib und Seele die Rollen übernehmen und inszenieren. Ebenso aktiviert das Rollenspiel die Grobmotorik des Kindes und intensiviert die Wechselwirkung zwischen Verhalten und Gefühlen. Im Rollenspiel sind zudem viel häufigere Rollenwechsel der/des Therapeutin/en notwendig. Dies stellt jedoch einen hohen Anspruch von Rollenflexibilität an die Therapeuten.

Weitere Ausführungen zum Kinderpsychodrama siehe Insitut für Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel IPSR.